Kipppunkte

Manche Worte, die semantisch fast bis zum Unendlichen moralisch und pseudo kämpferisch aufgeladen sind, lassen sich viel besser und auch nachdrücklich poetischer in ihrer Bedeutung verstärken, z.B. das Wort „Kipppunkte“. So geschehen auf dem diesjährigen Münsteraner Festival „Flurstücke“ gestern abend in der Vorpremiere des gleichnamigen Stückes des Theaters „Titanick“ aus Münster und Leizig.

Das beginnt mit einer Landung auf einem Eiland, angespült und angelandet mit Hilfe von auf Rädern befindlichen Eisschollen nach einem Unglück, angedeutet als Flugzeugabsturz. Zumindest wird ein Teil einer Tragfläche später als Tisch umfunktioniert, an dem ein kannabalistisches Mahl mit abgerissen Gliedmaßen stattfindet. Nun, zuvor betritt man das winzige Eiland, erkundet es, feiert und tanzt das eigene Überleben, unterbrochen immer wieder von einem Red Light, einem Alarm, der vermeintlich herannahende Hilfe aus der Luft verspricht. Aber nichts dergleichen wird je geschehen. Auch ein Hubschrauber mit einem kreisenden Suchscheinwerfer bleibt in einem akustischen und optischen Raum hängen.

Mit der Zeit letztendlich zerbricht diese eigentümliche Zwangsgruppierung – es entsteht ein poetischer Aufenthalts- und Destruktionsraum mit viel Wasser und Feuer – das mich im entfernten an William Goldings „Herr der Fliegen“ denken läßt. Aber die Lektüre dieses Buches ist echt verdammt lang her. Nur das es hier jetzt keine Rettung gibt! Nur eine endgültige Mumifizierung der überlebenden Menschen in Ballonseide …

Kommt da noch etwas? Vielleicht? In einer vielleicht späteren Zivilisation, die dann lernfähig war?! Soviel zum Wort!

1 Kommentar zu „Kipppunkte“

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