Die Wa(h)re Fortschritt

Endlich kann ich jetzt einkaufen ohne zu reden! An der Kasse zum Beispiel. Denn das ist out. Herumstöbern im Laden, ereignisarm und zielorientiert. Willkommen im Autistenland, des pragmatischen stoischen Zugreifens und Zueignens von Dingen gegen Geld. Willkommen im App-gesteuerten Amazon Store – leider derzeit nur in Seattle – aber sicher mit Optionsscheinen für den Rest der Welt. Nicht Jeff Bezos! Und auch willkommen in der Gated Community der Habenden (aber nicht unbedingt der Seienden), die vielleicht eine höhere Seinsstufe zur Vervollkommnung ist. Aber was denn eigentlich? Die App?

Was mache ich eigentlich, wenn ich spontan Lust auf einen Kaugummi o.ä. während eines Spaziergangs habe, das Handy aber vergessen habe? Oder zu faul bin, noch einmal in die Wohnung hochzusteigen um es zu holen. Und dann merke noch während des Schreibens dieses Satzes, das das eine furchtbar altmodische Frage oder Gedanke ist. Aus der Sicht der Weltverbesserer und -optimisten. Kein Handy dabei? Geht nicht – gibt’s nicht. Denn ich verlasse meine Wohnung ja auch nicht (oder fast nie) ohne Schlüssel. Und darum geht es. Vorbei also die Zeiten, die das Wort „Anschreiben“ am Büdchen kannten. Oder das Wort „Deckel“, der monatlich abgerechnet werden kann, gewissermassen ein Art individueller Schufa freier Kredit auf Vertrauensbasis, Blickkontakt und Anrede. Vorbei also die Zeiten oder auch nicht!

Übrigens, jetzt kann man sich anmelden für den 2. Trinkhallentag am 25.08.2018 im Ruhrgebiet:
http://www.tagdertrinkhallen.ruhr/

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