Symphonie A40

Wow, schon bin ich in Duisburg. Das passiert aber nur in den Ferien, am Wochenende, Nachts oder im Sessel …

Gerade höre ich die „Symphonie A40“, wobei A40 keine Angabe aus irgendeinem Köchelverzeichnis ist, sondern der Name für eine „auditive Auseinandersetzung mit dem Stadtraum“ der selbsternannten Metropole Ruhr steht. „Symphonie A40“ ist ein Soundtrack für die Autobahn A40, eine Ost-West-Verbindung, die einzigartig die Region zerschneidet und zugleich verbindet, die Autobahn mit dem höchsten Verkehrsaufkommen (und Stauaufkommen!) in Deutschland.

Der Groove zu Beginn der CD macht aus dem Fahren ein Fliegen über den Asphalt. Ich bilde mir ein schon beim Trackstart in Dortmund deutlich schneller zu fahren als erlaubt, und rufe schon fast „Hallo Duisburg, ich komme“. Dabei schreibt das Booklet der CD „die Dauer der Symphonie entspricht der Reisezeit bei einer Geschwindigkeit von 90km/h“. Aber spätestens am Kreuz Bochum ist damit Schluss. Die Schnelligkeit stirbt, es riecht nach Baustelle. Eigentlich ist ganz Bochum eine Baustelle, langsame Geräuschkulisse und Soundsplitter, die erst Richtung Gelsenkirchen wieder ins Melodiöse abdriften. Die Geschwindigkeit nimmt auch zu, es wird auch höchste Zeit, aber vor Frillendorf steht der altbekannte Blitzkasten.

Das Fahren durch Essen macht wieder Spaß, freie Bahn vor der Windschutzscheibe, im Tunnel Essen-Mitte erstirbt die Musik, dafür ist hier kein Stau. Puuh. Weiter gehts …

Zwischen Essen-Frohnhausen und Mülheim-Heimaterde bricht die Musik hin zu gediegenen, langsameren Rhythmen, Geräusche im Hintergrund, die an Arbeitsprozesse erinnern. Geht hier ein Riss durchs Revier oder ist Mülheim ein langsamerer Ort als der Rest. Scheinbar, denn am Kaiserberg bringt die NordSüdQuerung der A3 den nötigen Input für die restlichen Kilometer Richtung Niederrhein.

Schluss der Symphonie A40 ist in Duisburg Rheinhausen, das nicht besser beschrieben werden kann als mit einem Soundschnipsel aus einer Rede des ehemaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau, in der er sich vor Stahlkochern 1987 vehement dafür einsetzt, das der Stahlstandort Rheinhausen nicht aufgegeben wird. Denn die A40 ist Gegenwart und Geschichte zugleich.

Die CD ist im deutschen, schweizerischen und österreichischen Buchhandel unter der Nummer ISBN 978-3-00-027017-8 oder bei Amazon erhältlich. Weitere Infos unter mail@far.la.

Übrigens, die A 40 führt auch am Eichbaum vorbei, wo neulich eine Oper stattfand – mindestens auch eine audititive Raumauseinandersetzung.

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