Das präzise Lesen, Erfassen und Erleben von komplexen Situationen macht ab einem bestimmten Zeitpunkt sog. Sehkraftverstärker notwendig. Das gilt für Fahrten jeder Coleur, d.h. innere und äußere Fahrten, und man benötigt diese Hilfsmittel, um sich zurechtzufinden. Im Konzert „Hephaestus“ benannt nach dem Gott der Schmiedekunst und der Handwerker, der Metalle und der Verhüttung, des Feuers und der Vulkane, versprachen der experimentelle finnische Elektronikmusiker Mika Vainio und der belgische Cellist Arne Deforce das Publikum mitzunehmen auf eine faszinierende Tour entlang der fünf Flüsse der griechischen Unterwelt und so heißt es auch in der Konzertankündigung: „Die Musik reflektiert die antiken Symbole der griechischen Mythologie und leitet den Zuhörer durch verschiedene physische, emotionale und psychologische Zustände.“ Wie wahr. Und so wurde an diesem Abend die Lust des Cello gepaart mit einer emotionalen Leere der Elektronik bei sachlich richtigem Drehen und Schieben der Regler. Zwischen dem beiden Musikern war eine große Tür im Maschinenhaus Essen. Als Fluchttür muß diese natürlich zubleiben. Sie öffnete sich aber auch metaphorischen Sinne während des Konzertes nie. Ich sah diese fünf Flüsse, die ich sehen sollte, nie. Sollte etwa mit dem Begriff Höllenfahrten, den die Ruhrtriennale in diesem Jahr auf ihre Fahnen geschrieben hat, nur eben dieser Zustand des Gefangenseins in einem Raum gemeint sein?
Montagliche Höllenfahrt
Arne Deforce, Cello, fünf Flüsse, griechische Unterwelt, Hephaestus, Höllenfahrt, Maschinenhaus Essen, Mika Vainio, Mythologie, Ruhrtriennale