Eigentlich glaubte ich, das ich als Kulturmensch frei schreiben könnte. Themen habe ich genug. Ich bin wortgewandt und -witzig, also alles Dinge, die die Schreibe – auch für andere – interessant machen könnte. Leider weit gefehlt. Mein letzter Blogartikel kriegt ein „schlecht“, eigentlich ein mangelhaft und ich bin tief betrübt. Denn die Kritik schickt mir folgendes auf den Bildschirm:
Einer der Absätze enthalten mehr als das empfohlene Maximum von 150 Wörtern. Bist du sicher, dass alle Informationen zum selben Thema hierfür in einen einzigen Absatz gehören?
Schlechter SEO Wert 33.3% der Sätze enthalten mehr als 20 Wörter, was mehr als das empfohlene Maximum von 25% ist. Versuche die Sätze zu kürzen.
Dabei habe mir solche Mühe mit dem Text gemacht. Alles umsonst oder fast. Aber, ich gebe nicht auf, ändere nichts und lasse mir das Wort nicht von algorithischen Strukturen verbieten, denen es nur um Quantifizierbarkeit ankommt.
Übrigens – Gedankensprung – dem Musiker und Songschreiber Neil Young ist zu zustimmen. In einem Artikel im Magazin der Süddeutschen Zeitung erzählte er, das seine Songs nicht mehr bei Itunes zu finden sind, da Apple ihm die Länge der Musikstücke und die Pausen dazwischen vorschreiben würde. Ich unterliege jetzt hier ähnlichen Prinzipien denn das SEO-Tool macht fast das gleiche. Indem es eine Kontrolle im Kopf initiiert. Mein Text, dein Text, verständlicher Text. Und damit jede Kunstform eliminiert. Denn essaystisches Schreiben ist immer noch etwas anderes als z.B. sachliche Produktbeschreibungen in Shops. Braucht andere Stilmittel. Satzlängen und Ein-Wort-Sätze. Und wenn ich jetzt laut und emotional „Scheiß SEO-Tool“ schreibe, bekomme ich wahrscheinlich nach dem überübernächsten Update der Software sogar die Bewertung: „Unangemessener oder beleidigender Ausdruck“.
Übrigens dieser Text hat die folgende Bewertung:
Der Text enthält keine Unterüberschrift. Füge mindestens eine Unterüberschrift hinzu.
Keiner deiner Absätze ist zu lang. Das ist toll.
Wert 12.5% der Sätze enthalten mehr als 20 Wörter, was weniger oder gleich als das empfohlene Maximum von 25% ist.