Mit den Zahlen ist das so eine Sache, denn sie sollen möglichst schwer, mächtig und wohlklingend sein. Jede Verkündigung ein Höhepunkt. Jetzt heißt dieser 180.000. Die Verstehenseinheit dazu ist Besucher, nämlich auf dem neuen Duisburger Wahrzeichen „Tiger & Turtle“ im Süden der Stadt. Im November 2011 eingeweiht, eigentlich ein Kulturhauptstadtprojekt aus dem Jahre 2010, aber vielleicht sollte man das mit den Großprojekten nicht so eng nehmen, denn manche aus der gleichen Zeit sind immer noch nicht fertig und werden auch nie fertig werden wie der Aufbau auf der Küppersmühle, auch in Duisburg. Also jetzt 180.000 Besucher, offenbar gezählt von einer Schließanlage am Eingang zur Skulptur.
Leider habe ich nur diese Anlage ganz häufig schon dem Besucher den Weg versperrend vorgefunden und sich damit selbst den Weg zur positiven Addition nehmend. Also jetzt 180.000. Und dazu heißt es in dem Radiofeature „Made in Marxloh – Duisburger Subkultur entlang einer Straßenbahnlinie“, das im August 2012 im Deutschlandfunk gesendet wurde:
„Und dann sagten die mir hier, ja, Tiger und Turtle – Magic mountain, also Magic Hügel hier, und im Moment muss ich sagen, ich stehe oben, windig, keiner da. Erst mal war ja datt Problem, wo soll ich überhaupt mit meinem Ford Galaxy hin, und ja, kein Parkplatz, ne, wenn Sie mal da in die Richtung, da sind ja hinten, da ist so zwei Hügelken, da ist der Gasometer. Dat ist mal en Leuchtturmprojekt! Da haben Sie jetzt 700.000 Besucher. Aber hier ist gar keiner! Leuchtturm, datt is das erste, wat mir eingefallen ist: Der steht in der Regel immer irgendwo allein rum. Einsam. Und den Eindruck hab ich hier auch. Hier is nix. Hier is wirklich nix zu sehen. Warum soll ich hier hinkommen? Da hab ich mich die ganze Zeit schon gefragt.“
Aber jetzt ist plötzlich alles anders , denn jetzt rollt die Investition. „Da ‚Tiger & Turtle‘ mittlerweile zu den meistbesuchten Wahrzeichen der Stadt und der Region gehört, soll sich ab dem kommenden Frühjahr die Infrastruktur verbessern und ein attraktives Angebot für die vielen Besucher entstehen.“ Also fährt die Straßenbahnlinie 903 demnächst im 5-Minuten Takt und spukt die Besucher an der Haltestelle „Berzellius“ aus und eine Gourmetmeile im Niemandsland entsteht.
Es bleibt spannend und hoffentlich kommt es nicht so, das die Skulptur zur Konkurrenz für den Landschaftspark Duisburg-Nord wird. Denn im Feature war vom Knacken der Millionen-Marke die Rede und die Zahl 180.000 Besucher im Duisburger Süden ist bereits kurz davor.
Aber hat jemand schon mal etwas vom Alsumer Berg gehört. Jener Halde in Duisburg-Alsum, an der Grenze zu Bruckhausen, von der man besonders gut nachts und abends noch wunderschön in die, leider von Seiten der Stadtoberen verleugnete, Duisburger Geschichte, bestehend aus Hütten- und Stahlwerken sehen kann. Wenn da nicht der etwas üppige Grünbewuchs wäre. Und die Stadt ist natürlich pleite. Und orgiastische Besucherzahlen gibt es auch nicht.