Es sind die Bilder eines menschenleeren Landes, deren Bewohner allenfalls noch hinter z.T funktionierenden Straßenbeleuchtungen vermutet werden können – ein leeres Land in vielfacher Hinsicht.
Yves Marchand and Romain Meffre dokumentieren in diesem Buch ein 2005 begonnenes Projekt, das sich der vor sich hinrottenden Architekturgeschichte Detroits widmet und die bis ins 19. Jahrhundert zurückgeht.
Eine, der vielen wirklich eindrucksvollen Aufnahmen zeigt in einer riesigen Halle des Michigan Theatre ein einziges Auto stehend. Selbstverständlich gehört es da natürlich nicht hin. Das Theater, idealerweise als Ideenschmiede zu sehen, ist als Parkhaus verkommen …
Dies ist fast eine Reminiszenz auf die verblichene Autostadt, und mit dem Hinweis auf das Vehikel des öffentlichen und privaten Lebens, auf das „Alles fährt“ oder auf das „Alles fließt“ eines Heraklit, ist Geschichte eine zu vernachlässigende Größe. Nichts hat Bestand und so liest man man unter vielen Fotos „demolished in …“. Was da aber heute wohl steht, frage ich mich und vermute Ödland. Das ist aber viel weniger als die hier dokumentierten Reste.
Nicht ganz so geht man in Deutschland mit Geschichte um. Finanzielle Abfederungen wie die IBA Emscherpark (für das Ruhrgebiet) oder auch das zu Ende gegangene Projekt Kulturhauptstadt wollten Altes mit Neuem verbinden. Dennoch gibt es natürlich immer wieder schwere Ausrutscher. Ich denke etwa an die großartige Architektur der Beelitzschen Heilanstalten in Brandenburg, die ich in meinem Buch „Achsen“ dokumentiert habe und die sehr nahe an den Bildern aus Detroit dran sind.
Yves Marchand, Romain Meffre
The Ruins of Detroit
200 Seiten, Leineneinband
ISBN: 978-3-86930-042-9
Steidl Verlag, Göttingen 2010